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Jörg Seifert – annaberger leinwände und buchholzer papiere

18. August – 19. September

Mit „annaberger leinwände und buchholzer papiere“ präsentiert der Annaberger Künstler Jörg Seifert zwei Werkgruppen, die aus unterschiedlichen Materialien – Leinwand und Papier – eine gemeinsame künstlerische Haltung entwickeln: Genauigkeit im Spontanen, Reduktion mit Tiefgang, stille Rebellion im Detail.

„Die Linie – ein Seiltanz“, schreibt Seifert selbst über seine Serie Buchholzer Papiere II. Was als eruptiver Gestus beginnt, wird gebändigt, wiederholt, zyklisch weitergedacht – bis das Material versiegt. Ein Prozess zwischen Kontrolle und Kontrollverlust, zwischen Meditation und Widerstand. Die Arbeiten, feine Bollwerke gegen die Zumutungen der Welt: „ein Sich-Behaupten auf dünnem Papier“, wie er es nennt, im Geiste Flauberts.

Jörg Seifert (*1968 in Annaberg-Buchholz) ist Maler, Grafiker, Objektkünstler und Autor. Seine Werke sind in renommierten Sammlungen vertreten; seine kleinen Assemblagen in Zigarrenkisten und seine Sprachkunst haben einen festen Platz in der sächsischen Kunstlandschaft. Seit 1998 leitet er den Kunstkeller Annaberg, einen Ausstellungsraum für zeitgenössische Positionen, der sich durch Unabhängigkeit und Qualität auszeichnet.

Wie bei Micah P. Hinson, dem der Künstler eine leise Reverenz erweist –
geht es Seifert nicht um Unterhaltung, sondern um Haltung. Um das, was bleibt, wenn alles andere laut wird.

micah p. hinson writes songs.

micah p. hinson plays instruments.

micah p. hinson has no interest in entertaining.

buchholzer papiere II

die linie – ein seiltanz. der spagat gelingt oder fällt ins wasser. was solls. die erde dreht sich mit oder ohne uns weiter. linie als beginn. sie endet in ihrem anfang. das spontan, eruptiv hingezeichnete, -gezogene, wird gebändigt, erfährt kontinuität durch reihung, zyklisches arbeiten. kühler rausch über monate, jahre. etwas treibt weiter, das erste blatt gebiert das nächste – bis das material schlicht aufgebraucht ist. irgendwann muss schluss sein. stringenz oder zwanghaftigkeit? die beschränkung macht den reichtum an möglichkeiten (unendliche!) immerhin ahnbar. die entscheidungen der ersten schritte bestimmen den rhythmus, das zu erwartende ergebnis. aber das festgelegte system, schema wird wahlweise unterwandert, durchbrochen. das hält in spannung, wach. die blätter haben für mich etwas meditativ-unantastbares, sind ein scheinschutz, bollwerk gegen das an meinen elfenbeinturm anbrandende meer aus scheiße, wie es flaubert in einem brief an turgenjew blumig beschrieb. ein sich behaupten auf dünnem papier.

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